Der Klassenrat – gelebte Demokratie in der Thusneldaschule
Seit 4 Jahren gibt es bei uns an der Thusneldaschule den Klassenrat. Dies ist eine regelmäßige Versammlung aller Schüler einer Klasse, um Probleme, Streitigkeiten oder auch Wünsche für die Klasse zu besprechen. Ziel ist es, eine nachhaltige Lösung alle Beteiligten zu finden. Auch Lob und Zustimmung zu bestehenden Situationen wird geäußert. Im Normalfall kommt der der Klassenrat einmal pro Woche (idealerweise freitags) im Sitzkreis zusammen. Es gibt aber auch Klassen, die einen Zweiwochenrhythmus bevorzugen oder nur sporadisch zusammenkommen.
Das Gespräch wird in den unteren Klassen vom Lehrer geleitet, ab der 4. oder 5. Klasse kann die Gesprächsführung auch den Schülern übertragen werden. Die Schüler nehmen dann bestimmten Rollen ein (Gesprächsleiter, Protokollant, „Ordnungsdienst“ etc.). So oder so wird das Gespräch aber stets in die Hände der Kinder gelegt. Wichtig dabei ist, dass keine Schüler angegriffen oder beleidigt werden, sondern das Gespräch einem bestimmten, vorher erarbeiteten Schema folgt. In der Grundschule benutzen wir hier die fünf goldenen Regeln bzw. Fragen (siehe Bild). So lernen die Schüler erst einmal nur die Problemsituation (z.B. einen wiederkehrenden Streit zwischen zwei Schülern) zu beschreiben und Ich- Botschaften zu formulieren. Danach werden von allen Schülern Vorschläge gesammelt, wie man das Problem lösen kann, schließlich wird von den betroffenen Schülern festgelegt, welche Lösung sie wählen. Bei Anregungen oder Problemen, die die Klasse betreffen wird abgestimmt und dadurch eine Lösung gewählt.
Je nach Konfliktfall kann eine Wiedergutmachung gewünscht werden (Möglichkeiten für Wiedergutmachungen können im Klassenverband erarbeitet werden).
Um die Flut der „Fälle“ zu kanalisieren haben manche Lehrer eine Tafel im Klassenzimmer, auf die die Kinder und Jugendlichen auf ein Post-it ihr Problem, ihr Wunsch bzw. ihr Lob aufschreiben. So hat ein “beschuldigtes“ Kind die Möglichkeit im Voraus das Problem persönlich zu klären. Eine Methode, die häufig genutzt wird.
Hat man die Lösung für ein Problem gefunden, kann dies auch notiert werden, um bei der nächsten Sitzung den Fall noch einmal aufzugreifen und ein Feedback zu erhalten.
Auch ganz profane Wünsche können geäußert und manchmal sogar erfüllt werden: In einem Klassenrat einer zweiten Klasse kam einst der Wunsch nach einem Sitzsack für das Klassenzimmer auf. Es wurden Möglichkeiten besprochen, wie man einen heranschaffen könnte. Eine der Möglichkeiten war „Herumfragen, ob jemand einen hat, den er/sie nicht mehr braucht“. Die Klassenlehrerin fragte also im Kollegium herum und siehe da, eine nette Kollegin hatte doch glatt einen abzugeben.
Die Vorteile für die Klassen sind vielfältig: Der Klassenrat stärkt das Miteinander, die gegenseitige Akzeptanz und Toleranz, das Gefühl ernst genommen zu werden und zeigt, dass es möglich ist, Probleme zu lösen und Kompromisse zu finden. Damit leisten die Klassen einen wichtigen Beitrag für das demokratische Zusammenleben in unserer Schule und in der Lebensumwelt der Schüler.